Kamin planen beim Hausbau

Wenn kalte Tage vor der Tür stehen, wünschen sich viele die prasselnde Gemütlichkeit, die ein Kamin ins Haus bringt. Die Gründe für die Beliebtheit eines Kamins sind eindeutig: Kamine sind umweltfreundlich, effizient und strahlen eine gemütliche Wärme aus. Doch bevor Sie beim Hausbau einen Kamin einbauen, sind Vorüberlegungen notwendig. Haus-XXL berät Sie zu den Bauweisen und Anforderungen.



Inhalt

  1. Welche Arten von Kaminen gibt es?
  2. Was ist der Unterschied zwischen einem Kamin und einem Ofen?
  3. Welche Arten von Wärmeabgabe bei Kaminen gibt es?
  4. Wie ist ein wasserführender Kamin aufgebaut?
  5. Die Vor- und Nachteile von Kaminen
  6. Kosten für einen Kamin
  7. Was gilt es beim Bau eines Kamins zu beachten?
  8. Welches Brennmaterial wird im Kamin verwendet?
  9. Nachträglicher Einbau eines Kamins
  10. Welche Sicherheitsmaßnahmen müssen beim Kamin beachtet werden?
  11. Weiterführende Fragen

Welche Arten von Kaminen gibt es?

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Kaminen: die offenen Kamine und die geschlossenen Kamine. Beim Bau eines Kamines stellt sich die Frage, dieser in erster Linie eine Heizleistung hervorbringen soll oder nicht. Danach entscheidet sich, ob der Kamin eher der Gemütlichkeit und Optik dient, oder auch funktional sein soll. Hierbei ist zu beachten, dass offene Kamine ohne Einschränkung nur noch bis 2024 betrieben werden dürfen.
Klassifizierung von Kaminen

Der offene Kamin – gemütlich aber ineffizient

Die wohl traditionellste Art von Kaminen ist der offene Kamin. Die offene Feuerstelle bietet ein anschauliches Flammenspiel und ist der Innbegriff von Gemütlichkeit. Nicht zu übertreffen in dem urigen Flair, den ein offener Kamin verbreitet. Nachteil der offenen Kamine ist, dass die Wärmewirkung zu einem großen Teil durch den Schornstein verloren geht. Zudem sind die Emissionen durch die geringe Brennraumtemperatur höher als bei einem geschlossenen Kamin.

Beim Bau eines offenen Kamins muss zudem auf eine ausreichende nicht brennbare Wärmedämmung geachtet werden. Auch die Aufstellung auf nicht brennbarem Material ist unerlässlich. Darüber hinaus erfordern offene Kamine einen Nebenluftvolumenstrom, der verhindert, dass Rauchgase aus dem Brennraum in den Wohnbereich strömen.
klassischer Kamin mit Fenster
Offene Kamine dürfen nicht dauerhaft betrieben werden
Insbesondere in Gebieten mit dichter Bebauung, wie sie heute fast überall in Neubausiedlungen anzutreffen ist, dürfen offene Kamine nur gelegentlich genutzt werden. Der Grund hierfür ist die auftretende Belästigung durch Rauch und Emissionen.

Die Einschränkung basiert auf einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 1991. In diesem entschied das Oberverwaltungsgericht in Koblenz in einem Rechtsstreit, dass der Betrieb eines offenen Kamins an nicht mehr als acht Tagen pro Monat für fünf Stunden nicht zu bemängeln sei. Da bisher keine Entscheidung höherer Instanz vorliegt, berufen sich auch die meisten Schornsteinfeger in Ihren Beratungen auf das damalige Urteil.

Der geschlossene Kamin – effizient und sicher

Der geschlossene Kamin ist nicht nur sicherheitstechnisch zu empfehlen, sondern bietet auch einen größeren Nutzen. Mit einem geschlossenen Kamin wird die Raumluft effizient erwärmt.  Er besteht meist aus Stahlblech oder auch Gusskomponenten. Die Tür ist entweder verglast, sodass die Feuerstelle zu sehen ist, oder gänzlich geschlossen und besteht dann aus Gusseisen oder Stahl. Geschlossene Kamine bedienen  sich zur Befeuerung entweder der Raumluft für die Luftzufuhr oder sind gänzlich raumluftunabhängig. Sie werden in klassische Heizkamine und wasserführende Kamine unterscheiden.
Kaminofen

Was ist der Unterschied zwischen einem Kamin und einem Ofen?

Allgemein versteht man unter einem Ofen oder auch Kaminofen eine freistehende Wärmequelle. Der Kaminofen unterscheidet sich noch einmal dahingehend, dass es sich um einen freistehenden Ofen mit einer Glastür handelt. Öfen dienen zudem rein zur Wärmeabgabe, ohne dass ein Feuer sichtbar ist.

Welche Arten von Wärmeabgabe bei Kaminen gibt es?

Neben Heizkaminen gibt es auch Kamine, die lediglich dem dekorativem Zweck dienen und nur geringfügig Wärme abgeben. Davon abgesehen können Kamine bzw. Kaminöfen in drei Arten der Wärmeabgabe unterschieden werden:

  • Strahlungs- und Konvektionswärme
  • Elektrowärme
  • Warmwassererzeugung

in die Wand eingebauter Kamin mit Holzbefeuerung
Strahlungswärme bzw. Konvektionswärme
ist den klassischen Kaminen zuzuordnen. Die Strahlungswärme wird über den Feuerraum abgegeben und erwärmt die direkte Umgebung. Die Konvektionswärme wiederum wird über den Schornstein abgeführt, wobei diese auch die Außenseiten des Kamins erwärmt.

Elektrowärme entsteht durch die Umwandlung elektrischer Energie in thermische Energie. Dazu wird ein Heizwiderstand benötigt. Der Stromfluss durch leitfähiges Material erzeugt dabei Wärme. Dies ist bei Kaminen der Fall, die kein echtes Feuer benötigen und oftmals dekoratives Flammen integriert haben. Der Elektrokamin ist eine gute Variante, falls ein Schornsteineinbau nicht möglich ist.

Für die Warmwassererzeugung ist ein geschlossener Kamin vonnöten. Dieser verfügt über eine optimierte Luftführung von Frischluft und Rauchgas. Durch eine Wasserkühlung werden die doppelwandigen Seitenwände, die sogenannten Rauchgastaschen und der Feuerrost gekühlt. Dabei erwärmt sich das Wasser und wird über das Heiznetz zur Wärmeabgabe in die Wohnräume geleitet.  

Wie ist ein wasserführender Kamin aufgebaut?

Der Aufbau eines wasserführenden Kamins setzt sich folgendermaßen zusammen: Zum Kaminheizkessel führen vier Wasserrohre, wobei zwei Rohre für die Hin- und Rückfuhr zum Warmwasserspeicher mittels integrierter Wasserpumpe dienen. Das dritte Rohr dient zur Notkühlung, falls es zu einem Ausfall der Pumpe kommt und das vierte Rohr führt das Notkühlwasser in die Kanalisation ab.

Die Vor- und Nachteile von Kaminen

Ein Kamin bietet viele Vorteile und kann bei effizientem Einsatz die teilweise hohen Anschaffungskosten relativieren.

Vorteile Nachteile
  • Dekorativ
  • Wärmeabgabe an die Raumluft oder zum Wasserhaushalt des Hauses
  • Eventuell Entlastung der vorhandenen Heizung
  • Wasserführende und moderne Kamine sind umweltfreundlich bei Nutzung nachwachsender Rohstoffe
  • Hohe Energieeffizienz
  • Konstante Nachfeuerung vonnöten
  • Sicherheitsrisiko und bei falscher Handhabe Gesundheitsrisiko durch Rauchgase
  • Regelmäßige Wartungsarbeiten nötig
  • Hohe Anschaffungskosten

Kosten des Kamins

Die Kosten für einen Kamin variieren sehr stark und stehen immer in Abhängigkeit vom jeweiligen Haustyp und den Umfang der dafür notwendigen Baumaßnahmen insbesondere des Schornsteins. Die Preise beginnen bereits bei unter 1.000 Euro für einen einfachen Kaminofen. Nach oben sind jedoch kaum Grenzen gesetzt. Wasserführende Öfen starten ab ungefähr 8.000 Euro. Dabei sind meist folgende Leistungen und Materialien enthalten:

  • Vorbesichtigung durch den Schornsteinfeger
  • Kamin
  • Rohre, Verbindungsstücke etc.
  • Lieferung und fachmännischer Anschluss
  • Abnahme durch den Schornsteinfeger
  • Sanierungsarbeiten
offener Kamin im Wohnzimmer

Was gilt es beim Bau eines Kamins zu beachten?

Wo sollte der Kamin am besten platziert sein? Das entscheidet meist das Vorhandensein eines Schornsteines oder beim Hausbau der Architekt im Zusammenschluss mit einem Schornsteinfeger. Vor dem Einbau muss auch geprüft werden, ob die Tragfähigkeit des Bodens ausreicht. Im Zweifel sollten Sie auch hierbei einen Architekten zu Rate ziehen. Weiterhin sollten Sie sich vorher über folgendes im Klaren sein:

  • Soll Kamin als Wärmequelle dienen oder hauptsächlich dekorativ sein?
  • Gibt es am Wohnort Vorschriften zum genutzten Brennmaterial eines Kamins?

Ist bereits ein Schornstein vorhanden, sollte der Bezirksschornsteinfeger feststellen können, ob der Schornstein über die notwendigen Züge verfügt und welche Art Kamin sich für diesen eignet. Dieser gibt Ihnen auch Auskunft darüber, ob der gewählte Raum bezüglich der Luftzufuhr für einen Kamin geeignet ist. Unter Umständen kann die notwendige Luftzufuhr durch eine Dunstabzugshaube in der Küche beeinträchtigt sein.

Welches Brennmaterial wird im Kamin verwendet?

Je nach Bauart des Kamins werden verschiedene Brennmaterialien verwendet:

  • Holz: Scheitholz aus Birke, Buche, Eiche oder Erle oder Holzbriketts
  • Kohle: Stein- oder Braunkohle
  • Alternatives Brennmaterial : Torf

Altpapier und Papierbriketts gehören nicht in den Kamin. Ebenso sind Pellets nicht geeignet, da diese nur für Pelletöfen vorgesehen sind.

Nachträglicher Einbau eines Kamins

Für den nachträglichen Einbau eines Kamines ergeben sich zwei Varianten.

Variante 1: Der Schornstein ist bereits vorhanden

Ist der Schornstein bereits vorhanden, ist die Montage eines Kamins sehr einfach. Lassen Sie sich auch hier vorab von einem Schornsteinfeger beraten, welche Kamingröße für Sie geeignet ist. Die bereits vorhandenen Luftabzüge regeln die Wahl des Kamins. Raumluftunabhängige Kamine werden bevorzugt an zweischalige oder dreischalige Schornsteine angeschlossen. Planen Sie beim Hausbau bereits einen Schornstein, um den Kamin später einzubauen, sollten Sie sich an die DIN 13384 richten, um die passende Größe des Schornsteins für den gewünschten Kamin zu finden.

Variante 2: Der Schornstein wird nach dem Hausbau angebracht

Hierbei ergeben sich mehrere Lösungen, die allesamt eine Baugenehmigung erfordern. Eine günstige Variante ist die Anbringung eines Schornsteinsystems aus Edelstahl, welches außen an die Fassade des Hauses montiert wird. Dazu wird eine feuerfeste Wanddurchführung benötigt.  Eine andere Lösung ist der nachträgliche Schornsteineinbau. Dabei werden die Decken und das Dach durchbrochen und eine Durchführung gebaut. Ein solcher Einbau ist allerdings sehr kostspielig.
in die Wand eingearbeiteter Kamin

Welche Sicherheitsmaßnahmen müssen beim Kamin beachtet werden?

Jeder Kamin muss mit dem CE-Zeichen versehen sein. Dieses kennzeichnet, dass der Kamin den Anforderungen der Europäischen Gemeinschaft entspricht. Zusätzlich entsprechen die Kaminöfen der DIN EN 13240, welche die Anforderungen an Auslegung, Herstellung, Ausführung, die Sicherheit und das Leistungsvermögen des Kamins beschreibt. Planen Sie einen offenen Kamin zu bauen, wird dies ab 2024 nicht mehr möglich sein. Die BImSchV-Verordnung (Bundesimmissionsschutzgesetz) verpflichtet alle Besitzer eines offenen Kamins, diesen mit Tür und Filter zu versehen, damit die erforderlichen Emissionswerte eingehalten werden können.
Für alle Kamine gilt, dass diese einen bestimmten Sicherheitsabstand zu ihrem Umfeld einhalten müssen. Diese setzen sich wie folgt zusammen:

  • 40 Zentimeter zur Wand (falls nicht anders gekennzeichnet)
  • 50 Zentimeter vor dem Kamin
  • 30 Zentimeter seitlich vom Kamin
  • Im Bereich der Brennraumöffnung: ca. 100 Zentimeter
  • Zum Boden hin sollte ein Strahlungsschutz ausgelegt werden

Im Zweifel finden Sie diese Angaben, welche vom Standard abweichen können, auch in der Bedienungsanleitung des Kamins. Für den Schornstein gelten folgende Richtlinien:

  • Dächer mit einer Neigung von 20 Grad und weniger: mind. 40 Zentimeter über den First / 100 Zentimeter Abstand senkrecht zur Dachfläche
  • Dächer mit einer Neigung über 20 Grad: mind. 40 Zentimeter über den First / 230 Zentimeter horizontaler Abstand zum Dach
  • Kamine bis 50 kW müssen alle Fenster, Türen und Lüftungsöffnungen im Umkreis von 15 Metern um 100 Zentimeter überragen
  • Kamine ab 50 kW: größerer Umkreis zu den Fenstern um 2 Meter je weitere angefangene 50 kW (bis maximalen Umkreis von 40 Metern)
raumluftabhängiger Kamin

Weiterführende Fragen

Welches Material darf hinter einem Kamin verwendet werden?
In jedem Falle nicht brennbares Material, ferner ist auf einen Sicherheitsabstand zu achten.

Welche Art von Zuluft wird für einen raumluftunabhängigen Kamin benötigt? 
Die Zuluft für einen raumluftunabhängigen Kamin erfolgt von außen. Dazu wird eine externe Luftzufuhr benötigt, die entweder über eine Leitung im Schornstein oder durch eine Rohrleitung in andere gut belüftete Räume bezogen wird.

Welche Heizleistung sollte ein Kamin haben?
Die Heizleistung bezeichnet den Wirkungsgrad eines Kessels in Bezug auf die ihm zugeführte Brennstoffenergie. Wählen Sie keinen zu großen Heizkamin, denn nur wenn der Brennraum voll ausgenutzt wird, erreicht ein Kamin den höchsten Wirkungsgrad. Für einen 30 Quadratmeter großen Raum ist in ungefähr ein Ofen mit 5kW Leistung nötig.

Wie lange dürfen offene Kamine noch gebaut werden und was ist danach zu tun?
Offene Kamine dürfen weiterhin gebaut werden, jedoch werden diese ab 2024 nicht mehr abgenommen werden. Deshalb wird ab diesem Zeitpunkt auch die Inbetriebnahme eines solchen Kamins nicht mehr gestattet sein. Sollten Sie über einen offenen Kamin verfügen, müssen Sie diesen ab 2024 mit einer Tür und einem Filter versehen.

Wer saniert den Kamin?
Bei Versottung, Rissbildung und Asbest ist dringend eine Sanierung des Schornsteines erforderlich. Die Sanierung übernimmt ein Schornsteinfeger oder Schornsteinbauer.

Wer schließt den Kamin an, wer darf ihn einbauen und wer nimmt den Kamin ab?
Die Installation eines Kaminofens sollte stets durch einen Fachmann erfolgen. Ein eigenständiger Einbau erfordert gute Planung und dennoch die Abnahme durch den Bezirksschornsteinfeger.

Wer darf den Kamin kehren/fegen?
Der Schornsteinfeger sollte den Kamin ein bis viermal jährlich überprüfen und kehren. Dazu gibt es auch eine Bundesverordnung (KÜO), welche die genaue Anzahl der Überprüfungen je nach Kamin und Nutzung dessen regelt.

Womit wird der Kamin verkleidet?
Das Material der Ummantelung des Kamins muss feuerfest sein. Nutzen können Sie dafür: Naturstein, Speckstein, Schamottstein, Granit, Marmor, Edelstahl oder Kupfer. Bei Verwendung von Industriesteinen wird die Ummauerung noch verputzt, sodass diese auch in der Raumfarbe gestrichen werden kann.

Ist es möglich, einen Kamin in einem Niedrigenergiehaus einzubauen?
Ja, Kamine können auch in einem Niedrigenergiehaus eingebaut werden. Allerdings ist durch die luftdichte Bauweise des Hauses ein Kamin mit einem speziellen Heizeinsatz erforderlich. Ein Kamin in einem Niedrigenergiehaus muss daher immer raumluftunabhängig sein.

raumluftunabhängiger Kamin
So funktioniert ein raumluftunabhängiger Kamin in einem Niedrigenergiehaus
(Bildmaterial: v.o.n.u. © 09 (thpcerrajeros/Flickr, CC BY 2.0), © 13529 Bell Ave | Mayberry (Bill Wilson/Flickr, CC BY 2.0), © Schindler + Hofmann GmbH & Co.KG, © Schindler + Hofmann GmbH & Co.KG, © Living Room Fireplace (Kendyl Young/Flickr, CC BY 2.0), © TNC_BIO_100MC_AnchoFGB (thpcerrajeros/Flickr, CC BY 2.0), © Custom stone fireplace (Tom Chapman/Flickr, CC BY 2.0), © Hark GmbH & Co. KG ) 13.10.2016 | HausXXL