Modernes Lehmhaus

Lehm ist der älteste von Menschen gebrauchte Baustoff, der in jüngster Zeit einen großen Aufschwung erhält. Viele Menschen denken bei Lehm meist an Bauwerke in den Ländern der südlichen Hemisphäre, doch der Fachkundige weiß, dass Lehm bereits seit Jahrhunderten auch in Deutschland zum Einsatz kommt – und zwar beim Bau von Fachwerkhäusern. Umweltschützer und Ökologen sehen in dem Naturbaustoff die Zukunft des Hausbaus.


Die Geschichte des Lehmhauses

Als das älteste Bindemittel im Bauwesen wurde Lehm bereits vor 9000 Jahren verwendet. Etwa ein Drittel der Erdbevölkerung lebt auch heute noch in Lehmhäusern. Dabei gestaltet sich das Bauen mit Lehm als vergleichsweise unkompliziert. Seit Anfang der 1980er Jahre wird Lehm in Deutschland auch als umweltfreundlicher und gesunder Baustoff im Innbereich eingesetzt, so beispielsweise als Lehmputz oder auch Lehmfarbe. Mittlerweile kann sogar von einer Renaissance des Lehmbaus gesprochen werden.

Die Herstellung von Lehm

Lehm wird aus einer Mischung aus Ton, Feinstsand und Sand hergestellt. Das Gemisch wird dabei zunächst feucht in Form gebracht und anschließend getrocknet. Teilweise wird auch Kuhdung oder Pferdemist beigemischt. Der Vorteil von Pferdemist ist, dass dieser einen hohen Anteil an nicht zersetzbaren Faserstoffen besitzt. Diese organischen Anteile gehen eine feste Verbindung mit den mineralischen Lehmbestandteilen ein und verbessern so insgesamt die technischen Eigenschaften der Lehmmischung.


Bauen mit Lehm heute

Lehm als Baustoff unterliegt bisweilen noch keiner einheitlichen Baunorm. Seit der Etablierung der „Lehmbau Regeln“, die der Dachverband für Lehmbau herausgibt, gelten jedoch gesetzlich bindende Normen und Bauanleitungen für den Lehmbau. Diese gelten sowohl für vorgefertigte Lehmbauprodukte als auch für Bauherren, die sich entschieden haben, ein Lehmhaus selber zu bauen. Lehm eignet sich sehr gut für die Eigenleistung am Hausbau. Unter fachlicher Anleitung können auch Laien ein Lehm Haus selber bauen und dadurch Kosten senken. Hinzu kommt die natürliche Eigenschaft des Baustoffes. Da Lehm weder chemisch verändert wird noch ätzend ist, kann er unbedenklich ohne Schutzvorkehrungen verbaut werden.

Anwendungsbereiche von Lehmbaustoffen:

Lehmhaus selber bauen


Vor- und Nachteile beim Bauen mit Lehm 

Ein großer Vorteil von Lehm ist seine natürliche Beschaffenheit. So kann überschüssiger Baustoff spurlos in den Naturkreislauf zurückgeführt oder jederzeit neu verbaut werden. Hinzu kommt, dass Lehm ein preiswerter Baustoff ist. Oft kann er sogar direkt aus einer nahegelegenen Grube geschöpft werden. Auch beim Aushub eines Kellers kann man schnell auf Lehm stoßen, der dann zum Bau verwendet werden kann. Allerdings ist Lehm in der Beschaffenheit immer unterschiedlich, wodurch es unzählige Arten und Möglichkeiten in der Anwendung gibt. Der Nachteil von Lehm ergibt sich aus seiner Feuchteempfindlichkeit, denn bei länger andauernder Nässe kann sich die Festigkeit von Lehmbauten verringern.

Vorteile

Nachteile

Ökologischer Baustoff

Muss vor Feuchtigkeit geschützt werden

Preiswert

Mögliche Verwitterungserscheinungen

Sehr gutes Raumklima

Hohe Trockenzeit beim Bau

Wiederverwendbar

Lehmbau nur von April bis September

Absorbiert Gerüche und bindet Schadstoffe

 

Sehr gute Wärmedämmwerte

 

Anwenderfreundlich

 

Ebenso können Verwitterungserscheinungen auftreten. Durch die hohe Trockenzeit beim Bauen mit Lehm ist die Anwendung des Nasslehmverfahrens auf die Zeit von April bis September begrenzt. Dementsprechend müssen Lehmbauten gegen aufsteigende Feuchtigkeit und Regen geschützt werden. Dies  kann durch große Dachüberstände, Holzfassaden und Außenputz aus Kalkmörtel erfolgen. Hinzu kommen Spritzwassersockel und horizontale Isolierungen beim Bauen eines Lehmhauses. Allerdings gibt Lehm aufgenommene Feuchtigkeit wieder ab, wodurch das Raumklima in einem Lehmhaus besonders profitiert.

Lehmbauplatten – Tradition und Innovation

Neben dem Nasslehmverfahren, das eine hohe Trockenzeit erfordert, gibt es auch Lehmsteine und Lehmbauplatten für den Lehmbau. Lehmsteine können dabei bei ausreichender Festigkeit auch für tragende Mauerwerke verwendet werden. Sie eignen sich zudem für Deckenauflagen und Vorsatzschalen. Die Lehmbauplatte hingegen ist eine der wichtigsten Innovationen im Lehmbau der vergangenen Jahre. Diese ist Lehmputz und Bauplatte zugleich und wird darüber hinaus industriell gefertigt. Damit eignet sie sich für den modernen Trockenbau. Ohne lange Trocknungszeiten können dadurch sehr schnell Wände, Decken und Holzwerkstoffplatten vollflächig beklebt werden.

(Bildmaterial: © Honka Blockhaus (Syksy) © Fullwood (Sonnblick) 11.08.2014 | HausXXL