Haus mit Klinkerfassade

von Eckart Linow

Eine Klinkerfassade ist die schützende Wetterschale des Hauses – unverwüstlich und praktisch ohne Pflege ein Häuserleben lang haltbar. Sie trotzt Wind und Wetter, Hitze und Frost. Sie ist der äußere Teil einer modernen zweischaligen Wandkonstruktion.

Klinker, Verblender oder Backstein? Die Klinkerfassade im Detail

Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen Klinkern, Verblendern und Backsteinen? Oder ist das sowieso alles das Gleiche? Die Baunorm DIN 105-100 unterscheidet verschiedene Arten von Vormauerziegeln. Die umgangssprachlichen Bezeichnungen dafür sind z.B. Klinker oder Keramik-Klinker, Verblender, Backstein, Handformverblenderoder Handstrichziegel. Ihre Gemeinsamkeit: Sie alle sind Naturprodukte, bei über 1000°C aus reinem Ton gebrannt. Kein Kalk, kein Zement, keine Bindemittel.

Bedürfen Klinkerfassaden der Reinigung und Pflege?

Eine Klinkerfassade benötigt keine Pflege, keinen neuen Anstrich. Allenfalls Schmutz, der aber auf einem rustikalen Klinker praktisch unsichtbar bleibt, kann einfach mit etwas Wasser und einem Schrubber entfernt werden. Sollten sich nach Jahren einzelne Mörtelstücke lösen, können sie ausgekratzt und leicht nachgebessert werden. Bei guter Verarbeitung des Neubaus wird das aber kaum eine Rolle spielen.

Was kosten Klinkerfassaden?

Die Klinkerfassade hat sich im Norden mit seinem rauen Klima über viele, viele Jahre bestens bewährt. Hier ist das Erstellen eines Klinkermauerwerkes gang und gäbe. Aber auch in südlicheren Regionen ist die langlebige Ziegelfassade beim Massivhaus im Bauhausstil bis hin zum Landhaus auf dem Vormarsch.

Die Kosten eines Quadratmeters Klinkerfassade betragen rund 120-150 Euro inklusive Lohnkosten, Material (Klinker, Mörtel, Anker, …) und der erforderlichen Dämmung. Die Kosten können aber regional schwanken.

Beispiel einer modernen Klinkerfassade

Klinkerfassade – Aufbau mit zweischaliger Wandkonstruktion

Die zweischalige Wandkonstruktion besteht aus einem tragenden Innenmauerwerk (z.B. aus Thermoziegeln, Kalksandstein, Porenbeton) und der äußeren, schützenden und dekorativen Klinkerfassade. Das tragende Innenmauerwerk nimmt die Lasten der Böden oder des Dachstuhles auf. Die Klinkerschale hat keine tragende Funktion. Sie schütz das Hintermauerwerk vor Witterungseinflüssen (z.B. kräftigem Schlagregen) und soll darüber hinaus mit ihren lebendigen Klinkern vor allem schön aussehen. Innen- und Fassadenmauerwerk sind durch sogenannte Luftschichtanker aus Edelstahl miteinander verbunden.

Gedämmte und ungedämmte Wandkonstruktionen bei Klinkerfassaden

Es gibt zwei Möglichkeiten, die zweischalige Konstruktion auszuführen: Gedämmt und ungedämmt. Wenn mit dem Hintermauerwerk aus Thermoziegeln eine ausreichende Wärmedämmung erzielt werden kann, bleibt die Luftschicht zwischen Mauerziegel und Fassadenklinker unverfüllt. Werden für das Hintermauerwerk Steine verwendet, die keine ausreichende Dämmeigenschaft aufweisen, wird der Hohlraum vollständig oder teilweise mit Dämm-Material verfüllt.

Aufbau gedämmte und ungedämmte Klinkerfassade
Aufbau einer gedämmten und ungedämmten Klinkerfassade im Schnitt.

Man spricht bei einer vollständigen Verfüllung dann von einer Kerndämmung. Die Dicke der für das jeweilige Haus erforderlichen Dämmung errechnet der Architekt. So lassen sich spielend massive Wandkonstruktionen für Passiv Fertighäuser oder sogar Plus-Energiehäuser realisieren.

Wärmedämmung der Klinkerfassade – Welche Besonderheiten gibt es?

Die zweischalige Wand zeichnet sich durch die Trennung der Funktionen ihrer Bestandteile aus. So kann sie sehr variabel den Erfordernissen, auch hinsichtlich der Wärmedämmung, angepasst werden. Hoch dämmende, dabei aber relativ dünne Thermoziegel für die tragende Wand in Kombination mit einer zusätzlichen Dämmung erlauben massive, hervorragend dämmende und dabei schlanke Wandkonstruktionen. Der Klinker bietet durch seine Masse einen zusätzlichen Schallschutz. Die massive Außenwand wirkt an heißen Tagen außerdem als Temperaturpuffer.

Zweischalige Wandkonstruktion mit Thermoziegeln für hervorragende Dämmung und Schallschutz.

Moderne Klinkerfassade in unterschiedlichen Farben und Oberflächen

Vormauerziegel sind mal rauer, mal glatter, gelocht oder nicht, vom Press-Strang geschnitten, einzeln in die Form geschlagen oder mit einem Stempel durch Stahlrahmen gepresst. Für viele Bauherren sind vor allem schöne Farben, Oberflächenstrukturen und die Anmutung der Ziegel von Bedeutung, die sich aus den unterschiedlichen Tonen und Herstellungsverfahren ergeben. Ihre Frostsicherheit ist dabei immer selbstverständlich.

Was sind die Vorteile und was sind die Nachteile einer Klinkerfassade?

Klinkerfassaden besitzen besonders in Bezug auf Langlebigkeit einen großen Vorteil gegenüber Putzfassaden. Darüber hinaus verleiht eine Klinkerfassade jedem Haus das gewisse Etwas.

Vorteil Nachteil
hervorragender Schall, Brand- und Wärmeschutz möglicherweise wenig erfahrene Handwerker im Umgang mit Klinkerfassaden in südlichen Regionen
praktisch kein Pflege- und Maleraufwand  
Sehr langlebig  
kein Algen und Pilzbefall  
große Produktvielfalt  

Eckart Linow (Röben Tonbaustoffe GmbH)

Dipl. -Kommunikationswirt Eckart Linow ist Leiter der Unternehmenskommunikation in der Röben Tonbaustoffe GmbH. Als größtes privates Ziegelunternehmen Deutschlands produziert Röben neben Klinkern auch Dachziegel, Pflastersteine und Thermoziegel in ingesamt 14 Werken in Europa und den USA. Kürzlich eröffnete das Unternehmen am Standort Bannberscheid im Westerwald das mondernste Klinkerwerk Europas.

(Bildmaterial: © Röben Tonbaustoffe GmbH) 09.12.2015 | Röben Tonbaustoffe GmbH