In kaum einem anderen Raum im Haus, vielleicht abgesehen vom Badezimmer, ist es so einfach, Fehler zu begehen, welche die Praxistauglichkeit einschränken, wie in der Küche.

Kein Wunder, die Einrichtung hier ist vergleichsweise teuer, es gibt vieles, was tagtäglich benötigt wird und vor allem ist die Auswahl gigantisch. Die Fehler, die wir für den folgenden Artikel zusammengetragen haben, besitzen zwar für jeden eine etwas unterschiedliche Wertigkeit. Gänzlich Unbetroffene gibt es jedoch nicht.


1. Hochglanz/Stumpfmatt-Küchenzeile

Alles, was zur Einrichtung gehört, hat seine Trends. Und für die Küchenzeile bzw. deren Fronten ist das schon seit einigen Jahren ein extrem hochglänzendes Finish, welches seit jüngerer Zeit durch das krasse Gegenteil in Form von absolut matten (= stumpfmatten) Oberflächen ergänzt wird. Wer durch ein beliebiges Einrichtungshaus schlendert, wird diese beiden Extreme kaum übersehen. Einrichtungshaus ist auch das Stichwort, denn hier funktioniert das „Laden-Problem“:

Alles, was man im Geschäft sieht, steht dort ausschließlich wegen der Optik. Keine Modellküche wird jemals bekocht; die gröbsten Beanspruchungen entstehen daraus, dass täglich dutzende Hände die Türen und Schubladen öffnen und wieder schließen. Und deshalb sehen Hochglanz und Stumpfmatt auch edel, modern und hochwertig aus – weil gute Verkaufsberater nach jedem Kunden über die „Greifzone“ wischen, um verräterische Fingerabdrücke zu entfernen.

Denn so sieht es im Alltag aus: Beide Oberflächen-Extreme sind enorm anfällig für fettige Flecken, müssen sehr häufig grundgereinigt werden. Die Internet-Foren sind voll von Klagen darüber – und beide Lacke sind auch noch enorm schnell verkratzt, dazu reicht schon der Ehering an der Hand, der den Griff nicht genau erwischt. Besser ist der seidenmatte, gern auch gemusterte Mittelweg. Der wirkt vielleicht nicht so exklusiv, macht einem aber unterm Strich wesentlich weniger Arbeit.


2. Falsches Arbeitsplatten-Material

Abermals kommen wir zu einem Problem, bei dem die Schere zwischen Showroom-Look und Alltagstauglichkeit weit klafft, dem Material der Arbeitsplatte. Mittlerweile gibt es hier eine ganze Vielfalt an Materialoptionen, von denen drei jedoch eher negativ hervorstechen. Einmal ist das Marmor – echter wohlgemerkt, nicht in Form laminierter Pressspan-Platten. Marmor hat den großen Nachteil, dass er recht leicht zu verkratzen ist und zudem von Säuren (Fruchtsäure bzw. säurehaltige Reiniger) angegriffen werden kann, was sich in Flecken niederschlägt. Zum anderen ist das Schiefer, quasi der Inbegriff der nüchtern-modernen Küche. Dieser Stein ist noch kratzempfindlicher als Marmor und zudem noch recht anfällig für Absplitterungen – einmal einen Topf aus der Hand gleiten lassen und das Malheur ist passiert.

Der Dritte im Bunde ist Beton. Er ist noch schwerer als die beiden anderen Materialien und benötigt deshalb spezielle Unterbauten, die normalen Unterschränke reichen nicht. Zudem muss er hochglanzpoliert und versiegelt werden, sonst dringt Schmutz blitzschnell in seine Poren ein – ohne Möglichkeit, ihn dort jemals wieder herauszubekommen. Bloß nehmen es nicht alle Hersteller so genau und offerieren relativ grobporigen Beton.

Viel besser ist es, auf andere Materialien zu setzen – klassisches Laminat, um Holz- oder Steinoptik zu erzeugen oder Quarz-Komposit bzw. Echtglas, wenn es um hohe Widerstandsfähigkeit geht.  


3. Geräte/Stauraum-Schere

Man kennt es nur zu gut: Hier ein günstiger Eierkocher, da ein neuer Pürierstab und wenn man auf einen Tupper-Abend eingeladen ist, kann man ja auch noch den Handmixer mitnehmen – der könnte ja ganz praktisch sein. Dieses Phänomen nennt sich Küchengeräte-Sammelwut. Und sie befällt auch Menschen, die nicht werbeanfällig, sondern nur praktisch veranlagt sind.
Kein Wunder, denn alle Küchengeräte sind der Inbegriff des Praktischen. Kein Gerät dient nur der Zierde, alle versprechen, das Kochen zu erleichtern. Und hier kommt der Fehler bei der Küchenplanung: Die meisten Küchen werden für das Jetzt geplant. Doch nach nur wenigen Jahren, in denen immer wieder Geräte hinzukamen, reicht der Stauraum bei weitem nicht mehr aus, falls man nicht zwischendurch hart-aufräumend eingreift. Das „Endstadium“ ist dann erreicht, wenn die Arbeitsplatte vor lauter Geräten überquillt, die nie benutzt werden, und man zum Schneiden, Hacken und Co. auf den Küchentisch ausweicht.  

Praxistauglichkeit Kueche Flop

Optik top, Praxistauglichkeit flop. Wo alles hinter Türen verstaut ist, braucht man für alles zwei Handgriffe mehr.


Die Lösung wäre einfach „nicht so viel Krempel kaufen“. Da das jedoch schwer ist, sollte man lieber die Küche wesentlich großzügiger planen, als man es eigentlich vorhat – den Raum bekommt man mit der Zeit problemlos gefüllt.


4. Closed-Door-Phänomen

Die meisten Küchen heute sind in Deckungsgleichheit mit dem Wunsch vieler Hausbesitzer eines: Verschlossen. Egal was man erreichen möchte, man muss dafür eine Schublade aufziehen, eine Schranktür öffnen, einen Apothekerschrank herausziehen. Verständlich ist das zwar, denn zumindest bei seltener benutzten Töpfen hat die „geschlossene Unterbringung“ den Vorteil, dass sich weniger Staub ablagert. Und natürlich sieht es immer picobello aufgeräumt aus.

Allerdings: Gerade für Menschen, die wirklich täglich kochen und nicht nur schnell ein Müsli anrühren, kann dieses Closed-Door-Phänomen auch zum nervigen Nachteil werden – eben, weil man für jeden einzelnen Handgriff eine Tür öffnen muss.

Viel effizienter ist es, vorher mal einen Blick in echte Restaurantküchen zu werfen. Da ist alles auf Effizienz getrimmt, gibt es nur wenig, was hinter verschlossenen Türen gelagert wird – und das obwohl hier so hohe Hygieneansprüche gelten. Als „Vielkocher-Familie“ sollte man sich eher davon inspirieren lassen – und alles, was man täglich braucht, im „offenen Vollzug“, in Regalen, an Haken oder auf ähnliche Weise lagern.


5. Geringe Dunstabzugs-Power

Offenes Wohnen ist längst nicht mehr nur ein US-amerikanischer Wohntrend, sondern ist auch bei vielen deutschen Häusern gang und gebe – keine Wände zwischen Küche und Wohnzimmer sind mittlerweile schon Klassiker.

Das sieht gut aus und hat auch praktische Alltagsvorteile. Aber viele, die ihre Küche tagtäglich nutzen, machen sie durch eine Einsparung zunichte: Sie wählen „normale“ Dunstabzugshauben mit Filtersystem. Diese sind zwar durchaus leistungsstark. Aber zu erwarten, dass dadurch alle Küchen-Gerüche gebannt werden, wäre illusorisch. So gut ist kein Filter.
Die Antwort auf offenes Wohnen kann deshalb nur eine Power-Dunstabzugsanlage sein, die mit der Außenwelt verbunden ist. Denn nur Gerüche, die direkt angesaugt und nach draußen befördert werden, können sich nicht durch die Wohnung bewegen.

Gerüche beim Kochen
So lecker es beim Kochen auch riechen mag, aber diese Gerüche sollten mit höchster Power ins Freie befördert werden.


6. Untertage-Bergbau an der Arbeitsplatte

Dieser Punkt hat sehr häufig mit falscher Sparsamkeit und manchmal, besonders bei Bestandsbauten, mit falscher großmaßstäblicher Küchenplanung zu tun. Denn serienmäßig kommen nach wie vor viele Küchenzeilen nur mit einer Lichtquelle, der Glühbirne der Dunstabzugshaube. Dazu noch eine Deckenleuchte und man hat beim Arbeiten den Charme von „Kohleflöz 17“, also kohlenschacht-artig wenig Licht, das man auch noch größtenteils mit dem eigenen Körper verdeckt.

Dagegen gibt es nur zwei Lösungswege:
  • Wenn die Küchenzeile erneuert werden soll, ohne Kompromisse von einem Elektriker zusätzliche Steckdosen installieren lassen, damit eventuell dazugehörige Leuchten problemlos angeschlossen werden können
  • Bei bestehenden Küchen auf die Sparsamkeit der LED setzen und batterie/akkubetriebene Klebelichtbänder dicht an dicht an die Unterseite der Hängeschränke kleben

Nicht nur, dass dadurch das Kochen im Allgemeinen erleichtert wird. Erst mit genügend Licht sieht man auch die Putz-Verfehlungen, die man sonst immer übergangen hat.


7. Laienhafte Planungshoheit

Sehr viele Küchenstudios und Einrichtungshäuser, ferner diverse Softwareentwickler offerieren einem heute die Möglichkeit, sich die Küche nach eigenem Gusto und ohne Beratung zusammenzustellen. Bequem ist das fraglos. Doch die Rechnung machen viele ohne den Küchenchef. Denn sehr häufig findet sich darin eine der Wurzeln für die falsche Arbeitsablaufplanung: Die Küche lässt sich einfach nicht so flüssig benutzen, wie man es möchte, weil man beim Planen regelrecht planlos vorging und Laien-Fehler machte, die einem Profi niemals passieren würden.
Man kann online vorplanen. Immer jedoch sollte man diese Pläne und am besten auch noch die Risszeichnungen des Küchenraumes einem Fachberater aus Fleisch und Blut zeigen. Notfalls sogar einem Profikoch. Nur mit dem Fachmann-Blick lässt sich schon vor dem Kauf erkennen, ob die Aufteilung aller Küchenelemente wirklich auch im Alltag funktioniert – und nicht nur ein teures Ärgernis für die Besitzer wird. 15.10.2018 |